Seite:Badisches Sagenbuch 156.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Der Karsauer Wein.[1]

Gehst je du durch Karsau,
So nimm dich wohl in Acht,
Daß du von Mann und Frau
Nicht kriegst ’ne Prügeltracht.

5
Dazu bedarf’s nicht viel,

Und die hat man sogleich,
Als wär’ ein Kinderspiel
Alldort der Knittelstreich.

Halt’ beide Taschen zu,

10
Geh’ stumm das Dorf entlang;

Warst noch so tapfer du,
Beflügle deinen Gang.

Sonst rennt gleich Jung und Alt
Herbei und schimpft und schreit,

15
Und giebt ohn’ Aufenthalt

Hinaus dir schlimm Geleit.

Man sagt Karsau zum Tort,
Sein Wein sey also gut,
Wie er an keinem Ort

20
Mehr solche Wunder thut.


Komm’ eine Tasche nur
Von Fern dem Wein dort nah’,
Sey plötzlich jede Spur,
Von ihr verschwunden da.

25
Sie ziehe sich durch ihn

Zusammen also sehr,
Daß, wer die Hand darin,
Auch sie damit verlör’.

Gehst du nach Karsau je,

30
Nimm Hand und Sack in Acht,

Sonst bringt es dir nur Weh,
Und du wirst ausgelacht!

Wagner von Laufenburg.

  1. [157] Karsau, ein, wie Sipplingen am Bodensee, durch die zusammenziehende Herbe seines Rebensaftes berüchtigtes Dorf, 3 Stunden von Seckingen.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_156.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)