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und stürzte sich von da in die Wellen der wildfluthenden Murg hinab, die ihn für immer verschlangen. Sein Geist soll aber bis heute in der Gegend umirren, denn oftmals sehe man eine edle Gestalt den Wald durchziehen und händeringend zur öden Burgruine hinaufjammern. Doch thue der Geist nie Jemanden Etwas zu Leid, es schiene vielmehr, als ob er die Menschen fliehe. Daß er so lange umgehe, sagen die Leute, käme daher, weil sein Gelübde zur Gründung einer wohlthätigen Stiftung nicht erfüllt worden sey.

Klein-Laufenburg. Joseph Anton Rueb.


Hans zu der Gige.

Ungefähr 5/4 Stunden vom Schlosse Wieladingen und 1/4 Stund oberhalb dem Pfarrdorfe Murg, auf einem Vorsprunge der sogenannten Egghalde, von wo man lohnende Aus- und Niederblicke auf den unten dahin fluthenden Rheinstrom und jenseits desselben in das Frickthal und auf die Höhen des Jura genießt, sieht der Wanderer nur noch einige Mauerreste des ehemaligen Schlosses Richberg[1], von dem geschichtlich eben so wenig bekannt seyn wird, als von dem obgenannten. – Im Munde des Volkes hat sich von ihm noch folgende Sage erhalten:

Ein Ritter von diesem Schlosse, Namens Hans, trieb wie Jener von Wieladingen die Straßenräuberei, schlau und frech zugleich. Am liebsten zog er als Fiedler verkleidet auf den Straßen umher, spielte vorüberziehenden Kaufleuten auf und ließ sie dann durch seine Gesellen, die sich immer in der Nähe versteckt aufhielten und deren Pferde mit verkehrten Hufeisen beschlagen waren, damit die Verfolger irre geleitet werden sollten, berauben. Auch gebrauchte er seine Tochter als Lockvögelchen, um unerfahrne Jünglinge anzukirren und so von ihnen Geld zu erpressen. Hans, welchen das Volk seiner Fiedlerstreiche wegen „zu der Gige“ benannte, soll mit seiner Tochter ein schlimmes Ende genommen haben und noch jetzt könne man zuweilen ihre gespenstischen Erscheinungen sehen, so z. B. einen Reiter rücklings auf einem schnaubenden schwarzen Rosse eine Geige in


  1. [496] In der Sage „Haus zu der Gige,“ Seite 154, ist der Name des Schloßes unrichtig bezeichnet, es muß statt „Richberg“ heißen: „Rheinsberg“.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_154.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)