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Ob vom Rehbock oder Hirsch

Keine Fährte sey zu schauen.

Zieht er fort, steht gleich erfreut
Seine Frau auf hoher Zinne,
Spähend, ob geneigt die Zeit

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Zu verbotnem Spiel der Minne.

  
So auch schaut sie jetzt in’s Thal,
Reich geschmückt in Gold und Seide:
„Kehrt zu bald nicht, Herr Gemahl,
Zum Verdruß mir und zum Leide!“

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Als sie sicher glaubt den Ort,

Spricht sie lachend, spött’scher Weise:
„Ist die Katze einmal fort,
Tanzen hopsa! gleich die Mäuse.“

Darauf öffnet sie die Thür,

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Schnell, als ob sie Eile habe,

Und ein Knecht tritt ein zu ihr,
Wohlberedt, ein feiner Knabe.
 
Sicher sind sie vor Verrath,
Lauscher hegt nicht das Gebäude,

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Wann der Herr spät Abends naht,

Scheinen züchtig wieder Beide.

Hoch in’s Fenster doch herein.
Schaut der Wald mit tausend Zweigen,
Schüttelnd sich, als spräch’ er: nein!

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Nimmer werd’ ich das verschweigen!


Durch die schmucke Halle hin,
Ungefragt die Lüfte jagen;
Weib, sei keine Buhlerin!
Scheinen mahnend sie zu sagen.

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Zornig rauschen über’s Wehr

Unten tief des Rheines Wogen,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_148.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)