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Doch horch! hat’s nicht tief unten gedröhnt?

Hat’s nicht tief unten im See gestöhnt,
Wie schmerzlich dumpfes Gewimmer?
Und plötzlich seh’n sie, von Schreck erbebt,
Wie sich blutschäumig die Welle hebt

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In Mondes verbleichendem Schimmer.


Wohl floh’n sie von Angst ergriffen fort,
Wohl mieden sie fürder den einsamen Ort,
Der Zeuge des Spuck’s gewesen;
Doch sind seit jener Mitternachtszeit

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Von kranker Liebe und Traurigkeit

Die Bursche nimmer genesen.

G. Schulz.
(Dieselbe Sage spielt noch an zwei andern kleinen inländischen Seeen, im Schwarzwald und im Elsenzgau.)


Der Hauenstein.

Sehet dort auf jenen Höhen,
An des Klausners Zelt vorbei,
Trümmerndes Gemäuer stehen,
Ragen in die Lüfte frei.

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Gräßlich thut’s dort oben hausen,

Dumpfes Stöhnen wird gehört;
Schauervoll vernimmt man’s sausen,
Wo das Bergschloß liegt zerstört![1]

Lang in dieses Schlosses Mitte,

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Hohen Muthes, ungeschwächt,

Treu der alten, wackern Sitte,
War ein ritterlich Geschlecht.

Lebte froh und lebte bieder,
Bis, von Habsucht arg gefaßt,

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Die zwei letzten, welche Brüder,

Mordbegierig sich gehaßt.


  1. Wer bewundert nicht die grausenhafte Majestät dieser Strophe!!
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_146.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)