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gehäbt. Nach Sölichen hat es sich nach und nach begeben, daß sich viel ehrlicher kunstreich Leut zu den Brüdern an der Alb gethon haben. Darunter sind gewesen etliche Priester und etlich, so mit Handwerk umgegangen sind. Do sie nun also verharrt mit einander in heiligem Leben und Sitten, haben sie angefangen Meß zu halten und göttliche Aemter zu vollbringen. Haben also angefangen ein steinen Kirch zu bauwen, und haben das ruch Gefels, das sich weder hauwen noch werken lat, nichts desto minder gehämmert und mit grosser Arbeit beschlagen. Haben also die kirch gebauwen und usgemacht, und wird geschrieben, die sey so lang gestanden, bis uf die Zeit Kaiser Ottonis. Do ist sie vor Aelte wieder niedergefallen, dabei man wohl gedenken kann, daß viel Jahr uns soliche Brüderschaft gewähret hat.

Dieser Zeit aber, als viel von adelichen Geschlechtern und ehrbaren Leuten, darunter auch Priester gewesen und sonst gelehrt Leut, sich angefangen haben, zu ihnen zu thun und ihr Zeit bei ihnen zu verschleißen, da haben sie sich bedacht, ein Schul uf gepflanzen, die den Jungen und alten fürständig möchte seyn, Zucht und Lehr zu lernen und zu behalten, als auch das beschehen ist.

Als nun die Schuel und Lehr viel Guets geuffnet hat, und sie die Geschriften des alten und neuwen Testaments und ander approbirte Büechern und Skribenten gewohnt seyn worden, da haben sie sich bedacht, dem Vatter einen andern Namen zu geben, der mehr scheinbar seye, und dem Orden, Schul und Lehr und Ceremonien etwas gleicher seye. Und haben sich verglichen, einen Prioren zu halten mit Namen und Stand, und ist also von ihnen geordnet ein Priorat und hat gewähret mit Schul und Lehr von einem zum andern viel Jahr bis uf die Zeit Ottonis, Anno 938.[1]

(Aus der handschriftlichen Chronik des Abtes Christoph von St. Blasien. Mitgetheilt von Dr. Joseph Bader.)

  1. Um diese Zeit erhob dann der Ritter Reginbert von Saldenbüren die Zellen an der Alb zu einem eigentlichen Kloster, welches von den dahin verbrachten Reliquien des hl. Blasius den Namen dieses Märtyrers erhielt.
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)