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des wilden Waldstromes einen gefährlichen Sturz zu machen. Drum Wanderer, sieh’ dich vor, daß du nicht auf jener Straßenstrecke von der Nacht überfallen wirst, oder gib doch wenigstens dem Pfeifen kein Gehör, sondern geh’ ruhig deines Weges fort.

Leute, die das Gespenst gesehen haben wollen, versichern, es reite auf einem weißen Pferde mit drei Füßen. Wie das sonderbare Ungethüm in die Gegend kam, davon weiß man nichts. Wahrscheinlich ist es ein alter gebannter Raubritter, der für seine Missethaten mit samt seinem Streitrosse büßen muß.

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(Originalmittheilung.)


Der letzte Küssaberger.

Einer der schönsten Punkte des Klettgauischen Gebirges ist der Küssaberg, gegenüber von Zurzach, ohnweit des Rheingestades. Man beherrscht von dieser Höhe aus die ganze Umgegend, und gegen Süden dehnt sich die Fernsicht bis an die hohe Alpenwand aus. Gewährt aber der Küssaberg dem Freunde der Natur einen herrlichen Genuß, so ziehen die alten Burgtrümmer, welche ihn krönen, auch den Liebhaber der Geschichte und des Alterthums lebhaft an. Denn er ahnet wohl, daß eine so stattliche Veste, deren stolze Thürme einst weit über die Landschaft hin geboten, nicht die Heimath geringer Junker, sondern eines mächtigen Hauses war. Wer aber gibt ihm Kunde von dem ritterlichen Geschlecht, welches einst die Räume bewohnt hat, die er mit wachsenden Schauern einsam durchschreitet! Die Geschichte kennt nur trockene Namen, und die Sage? das Volk hat sie vergessen. Es weiß nichts mehr zu erzählen von Graf Heinrich und Kunegunden, deren Jugendglück und trauriger Ausgang vor Jahrhunderten von Mund zu Munde gegangen. Darum Dank der Feder des Chronisten, welche in wenigen Zügen das Geschick der beiden Gatten andeutet und ihre Leiden errathen läßt.

In den glorreichen Tagen, welche die hohenstaufischen Helden auf dem teutschen Throne sahen, wer war damals der stolzeste Ritterjüngling im Lande Klettgau? War es der Krenkinger etwa einer, deren Geschlecht, gleich der Eiche im Forst, allen Klettgauischen Adel überragte? Viele stattliche Söhne

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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_115.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)