Seite:Badisches Sagenbuch 110.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
25
Kennt den Liebsten gar zu gut.

Ende, böser Gnom, die Lieder!
Nie flicht einen Kranz sie wieder, –
Tief im Strom auch sie nun ruht.

Wagner von Laufenburg.


Stiftung des Klosters Allerheiligen bei Schaffhausen.

Der Graf Eberhardt III. von Nellenburg, reich gesegnet an Glück und Gütern, Herr ausgedehnter Besitzungen im Klettgau, Hegau und jenseits des Rheines, Vater von fünf blühenden Söhnen und Gatte einer frommen treuen Frau, trug sich lange schon mit dem Vorsatz, ein Gotteshaus zu stiften, als demüthiges Zeichen seiner Dankbarkeit für all die Wohlthaten, womit ihn der Allmächtige überschüttet hatte. Er theilte dies Vorhaben seinem lieben Weibe Itha, einer gebornen Gräfin von Kirchberg, mit, und sie bestärkte ihn auch auf’s Eifrigste darin. Ihren Plan mit um so klareren Gedanken auszuführen, fastete und betete das fromme Paar eine geraume Zeit hindurch. Sie wollten, noch zweifelhaft darüber, welchen Platz in ihrer Grafschaft sie zur Stiftung eines Klosters ausersehen sollten, des Winkes von Oben harren. Zudem unternahm Graf Eberhardt ein Reise nach Rom, um sein Anliegen auch dem Papste zu empfehlen. Zur nämlichen Zeit aber wohnte an der Stätte, wo jetzt das Schaffhauser Münster sich erhebt, ein Klausner in seiner Einsiedelei, den der Graf oft zu besuchen und sich gottseliger Rathschläge bei ihm zu erholen pflegte. Auch ihn hatte Eberhardt zum Vertrauten seines Planes gemacht und seinen aufmunterndsten Beifall erhalten. Da träumte dem fromme Manne einstmals, an der Stelle, wo nun die St. Eberhardtskapelle steht, wachse eine helle, weitstrahlende Feuergarbe von der Erde bis zu dem Himmel empor, und oben darüber schwebe ein goldenes Kreuz. Als nun der Graf wieder aus Wälschland zurückkehrte und noch immer etwas unschlüssig war, erzählte ihm der Einsiedler seinen

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_110.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)