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diese Felsenwand dem Orte Sipplingen nähert, findet man in den Felsen eingehauene Reste einer Einsiedelei mit uralten Bildern im byzantinischen Styl. Der Rauchfang und die in Stein gehauene Schlafstätte des Einsiedlers sind noch sichtbar.

Dr. H. Schreiber.
(Siehe Karlsruher Unterhaltungsblatt. Jahrg. VI. 1833.)


Das Mährchen von den sieben Schwaben.

Es waren einmal sieben Schwaben, die wollten große Helden seyn und auf Abenteuer wandern durch die ganze Welt. Damit sie aber ein gut Gewaffen hätten, ließen sie sich einen Spieß machen, sieben Mannslängen lang, den faßten sie zu siebend an, und gingen in einer Reihe hinter einander. Voran ging der Herr Schulz, der Allgäuer, als der Mannlichste unter ihnen; dann kam der Jackli, genannt der Seehaas, hierauf der Marli, genannt der Nestelschwab, dem folgte der Jörgli, war der Blitzschwab geheißen; hernach ging der Michel, Spiegelschwab zubenamset, dann kam der Hans, Knöpfleschwab, und zuletzt kam Veitli, das war der Gelbfüßler. Diese Beinamen hatten alle ihre gute Ursach. Der Herr Schulz wurde der Allgäuer geheißen, weil er aus dem Allgau gebürtig war; der Seehaas hatte am Bodensee gesessen; der Nestelschwab führte darum seinen Namen, weil er statt der Knöpfe Nesteln an den Hosen hatte und letztere fast immer mit der Hand in die Höhe hielt, dieweil die Nesteln oftmalen abgerissen waren. Der Blitzschwab hieß also, weil er sich die Redensart: Potz Blitz! angewöhnt hatte. Der Spiegelschwab hatte die Gewohnheit, seine Nase allemal an den Borderärmel seines Jankers[1] abzuputzen, der davon einen gewissen Spiegelglanz annahm, das schaffte jenem den sauberen Namen. Knöpfleschwab war ein Mann, der verstand, gute Knöpfle oder Spätzle zu kochen, das ist im bayerischen Deutsch Knödel, und im sächsischen Deutsch Klöse. Der Gelbfüßler endlich war aus der Bopfinger Landschaft, deren Einwohner die Umwohner Gelbfüßler schimpfen, darum, daß sie einstmals einen


  1. Jacke.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_065.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)