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vergabt wurden. Karl Martell stellte das Stift (Reichenau) unter den Schutz des Herzogs Luitfried von Allemannien und eines Grafen Bernald; Pipin und Carl der Große bestätigten die Schenkung.

(Siehe Gustav Schwab: „Der Bodensee nebst dem Rheinthale etc.“)


Ratolphszell’s Ursprung.

Um das Jahr 840 n. Chr. G., da das Kloster Reichenau bereits in hohem Ansehen stand und mit vielen Gütern gesegnet war, kam Ratold, ein Teutscher, aus dem Geschlechte der Grafen in der Bertholdsbaar, zum zweitenmal aus Italien, wo er eine Zeitlang zu Verona Bischof gewesen war, in sein Vaterland zurück. Er hatte nicht lange vorher (834) die Gemahlin des Kaisers Ludwig, Judith, aus Italien nach Aachen begleitet, und war auf den Reichstagen zu Diedenhofen und Aachen (835), und Ingelheim (840) zugegen gewesen, zog sich aber jetzt, nachdem er der Bischofswürde feierlich entsagt hatte, in die Einsamkeit zurück und kam nach Reichenau zu dem Abt Hayto, der ihm gestattete, sich auf seinem Gebiete am Seeufer eine Zelle zu bauen.

Ratold wählte den Ort, wo nun die Stadt seines Namens steht, sammelte einige Brüder um sich und lebte mit denselben, fromme Werke ausübend und das Volk für Christi Lehre mehr und mehr begeisternd, bis zum Jahre 874, wo er starb und in der von ihm erbauten Kirche bestattet wurde, wo sein Grabmal noch gezeigt wird. Aus den Ansiedlungen um das Gotteshaus, aus den Fischer- und Schifferwohnungen in der Nähe, erwuchs nach und nach aus dem bescheidenen Kerne von Ratolds Zelle eine Stadt.

(Siehe K. Walchner’s „Geschichte der Stadt Ratolfszell.“ Freiburg, 1825.)
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August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_054.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)