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Wir haben fromm Vater und Mutter;
Dazu ein kleines Schwesterlein,

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Halt mir’s in guter Hute!“ –


Er reit zum obern Thor hinaus,
Zum untern reit er wieder hinein zu Haus,
Des Abends also spate;
Er reit vor seiner Freunde Haus:

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„Gebt mir ein gute Rathe!“


„Ein guten Rath, den geben wir:
Bleib hier bis an den Morgen früh,
Du hast ein eigen Hause;
Darin hast du ein Badstüblein warm,

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Da lebt der Doctor im Schmauße.“


Der Kaufmann tratt für’s Schlossers Haus:
„Und bist du drinn, so tritt heraus,
Ein’ Striegel gut ich möchte!“
Er bracht daher wohl zehen Paar,

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Es war ihm keiner rechte.


„Mach mir ein’ Striegel in einer Stund,
Ich geb dir drum ein baares Pfund,
Mach mir ihn scharf und härte;
Mach Zähn dran eines Fingers lang,

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Ich hab zwei freche Pferde.“


Der Schlosser dacht’ in seinem Muth:
Was meint er mit dem Striegel gut?
Er hub ihn an zu machen:
Manch Bürger vor sein Laden tratt,

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Und thät des Striegels lachen.


Der Kaufmann war ein weiser Mann,
Sein Sachen griff er klüglich an,
Ging in’s Badstüblein warme,
Sein ehlich Fraulein fand er da,

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Dem Doctor in seim Arme.


Da er schritt in das Badstüblein,
War da bereit gut Brod und Wein,

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_039.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)