Warst Sieger, als dich blinde Wuth verdammte,
Dein Schutzherr log, die Opferstätte flammte.
Die Fackel, die am Jordan einst in Nächten
War Feuerbrand in wilder Priester Rechten,
Nicht mehr Verkünderin der bessern Zeit;
Vor Götzen lag der Freie, gleich den Knechten,
Von Todesschuld durch schnödes Erz[1] befreit;
Sie willig tragen, hieß – den Himmel finden.
Du trugst sie nicht. Zu längst verlassnen Quellen
Erforschtest du die fremdgewordne Bahn,
Halfst, kühnen Muthes, dichte Schatten fällen,
Und sieh! die Waldgebirge Böhmens hellen
Mit neuem Schimmer sich! Es flieht der Wahn,
Die Tugend jauchzt, und tief in seinem Staube
Erliegt, von dir bekämpft, der Aberglaube.
Dort zu Gericht. Wirst du den Kampf bestehn,
Wie deiner heimathlichen Berge Spitzen,
Wenn Donner rollen und Orkane wehn?
Wer rettet, wer? Des Bannfluchs Strahlen blitzen
Er lacht des Kerkerthums, der wilden Rache,
Verficht sein Heiligthum auf treuer Wache.
Laßt Tausende sich wider ihn verbünden!
Nicht schreckt ihn ihrer Legionen Zahl.
Der Treue harrt des Scheiterhaufens Pfahl.
Er wankt nicht. In des Thurmes feuchten Gründen
Erkrankend, freut der Dulder sich der Wahl,
Wie sein Messias einst auf Salem’s Hügeln,
„Was rotten,“ – ruft er – „Papst und Cardinäle
Sich gegen mich, entbrannt von Rachbegier?
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_030.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)