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Dein Segel sey die Lieb’ alleine,
Dann will ich folgen als die Deine.“ –

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Er reitet fort mit Spott und Schaam:

„Nimm einen Fisch zum Bräutigam!“

Eine Taube fliegt auf ihre Hand
Und beut ein stehend Busenband:
„Auf meinen grünen Schweizerauen

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Laß uns die Bundeshütte bauen;

O komm zu mir, du Himmelslicht!
Ein treuer Herz beglückst du nicht!“ –

Die Taube kehrt zum Alpensohn:
„Was sucht der Hirt den Fürstensohn?

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In meinen grünen Wellengründen

Magst du die Bundeshütte finden.“ –
Da sinkt er in den tiefen See,
Mit seiner Liebe tiefem Weh. –

Es lagert im verheerten Feld

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Ein Werber neu, der Frankenheld:

„Ich habe ihrer Väter Marken,
Will nun im schönem Sieg erstarken.
Mein Edelfalke trage hin
Den Brautring meiner Königin!“

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Hoch schwebt der Falk und unsichtbar,

Was schimmert durch die Luft so klar?
Es fällt mit stummen Siegergrüßen
Ein Demantring zu ihren Füßen;
Sie steckt ihn sinnend an die Hand

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Und schaut erröthend nach dem Strand.

 
Dann kränzt sie ihren Ahnensaal
Und füllt den gastlichen Pokal;
Sie läßt den Pfad voll Blumen säen,
Die Thore auseinandergehen;

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Sie sieht im bräutlichen Talar,

Den Myrthenzweig im blonden Haar.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagenbuch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_006.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)