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Sei nur getrost! du blühest wieder,
Du wischest ab die Spur der Schmach,
Und große Sagen, süße Lieder,

100
Sie tönen am Gestade nach.

Zwar dich verläßt die Weltgeschichte,
Sie hält nicht mehr an deinem Strand
Mit Schwert und Wage Weltgerichte,
Doch still Genügen wohnt am Rand.

105
Der Hauch des Herrn treibt deine Boote,

Dein Netz soll voll von Fischen seyn,
Dein Volk nährt sich von eignem Brote,
Und trinkt den selbstgepflanzten Wein.
Und unter deinen Apfelbäumen

110
Wird ein vergnügt Geschlecht im Glück

Von seinem alten Ruhme träumen;
Wohlan, vollende dein Geschick!“

Der Engel sprach’s, der Sabbath endet,
Der Schöpfung Werktag hebt sich an,

115
Es rauscht der See, die Sonne wendet

Ihr Antlitz ab, die Wolken nahn;
Die Stürme wühlen aus den Schlünden
Den trüben Schlamm an’s Licht heraus,
Der Strom hat Mühe sich zu münden,

120
Und sucht durch trägen Sumpf den Lauf.


Doch webt und wirkt im innern Grunde
Der schwer arbeitenden Natur
Das Wort aus ihres Schöpfers Munde,
Sie folgt der vorgeschriebnen Spur.

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Von Licht verklärt, von Nacht verhüllet,

Sein bleibt das Wasser, sein das Land,
Und was verheißen ward, erfüllet
Der Zeiten Gang aus Fluth und Strand.

Gustav Schwab.
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 1. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_004.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)