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Isaak von Ninive: Ausgewählte Abhandlungen des Bischofs Isaak von Ninive (Bibliothek der Kirchenväter, Band 38)

die Anzahl der Katholiken zu, welchen Khosru Anuschirwan in dem Friedensschluß mit dem römischen Reich vom Jahr 561 Religionsfreiheit zusicherte, noch weit mehr aber die der Monophysiten. Letztere stellten damals den ersten Maphrian oder Primas des Orients für ihre persischen Gemeinden auf[1] und setzten sich auch in den Besitz des Matthäusklosters, welches sie wieder zur Wohnung eines Bischofs machten. Barhebräus berichtet nämlich,[2] der armenische Katholikus oder Patriarch Christophorus habe den Mönchen von Mar Matthäus, als er gehört, daß sie sich daselbst wieder versammelt hätten, einen Metropoliten, Namens Garmai, zum Nachfolger des Barsahde geweiht. Daß die Weihe des Garmai nicht alsbald nach der Ermordung des Barsahde, sondern etwa ein halbes Jahrhundert später, zur Zeit des Jakob Baradäus stattfand, ergibt sich aus der Bemerkung des Barhebräus, die syrischen Monophysiten hätten damals im ganzen Orient nur noch einen Bischof (zu Singara) gehabt, was nach einer anderen Stelle[3] erst zur Zeit des Baradäus der Fall war. Auf Garmai folgten als monophysitische Bischöfe zu Mar Matthäus nach einander Tobias, Jesuzache, Sahda, Simeon und Christophorus, welcher den Maruthas im Jahr 629 zum Maphrian weihte. Seit dem Ende des 7. Jahrhunderts besitzen wir eine ununterbrochenene Reihe bestimmter Zeugnisse für den Monophysitismus des Matthäusklosters und seines Bischofs.[4] Nur um die Mitte dieses Jahrhunderts scheint es einmal


  1. Die drei ersten Maphriane hatten keinen bestimmten Sitz; erst Maruthas nahm im Jahr 629 seinen Wohnort zu Tagrit. Seit dem 12. Jahrhundert wohnten die Maphriane im Matthäuskloster.
  2. Bibl. Orient. II., S. 411.
  3. Gregorii Barhebraei chronicon, ed. Abbeloos und Lamp, I., S. 218.
  4. Vergl. z. B. Barhebraei chronicon, ed. Abbeloos, I., S. 286; Bibl. Orient. I., S. 465; III, I., S. 196.
Empfohlene Zitierweise:
Isaak von Ninive: Ausgewählte Abhandlungen des Bischofs Isaak von Ninive (Bibliothek der Kirchenväter, Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_282.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)