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Isaak von Ninive: Ausgewählte Abhandlungen des Bischofs Isaak von Ninive (Bibliothek der Kirchenväter, Band 38)

Über den Verfasser der hier vorliegenden ascetischen Unterweisungen haben wir fast keine Nachrichten[1] ausser der folgenden, von Joseph Simon Assemani (Bibl. Orient. I. S. 444) abgedruckten Einleitung zu der arabischen Übersetzung seines Werkes: „Dieser große Heilige Isaak war seiner Heimath nach ein Orientale (d. h. aus dem persischen Reiche), seiner Nationalität nach ein Syrer. Er lebte mit seinem Bruder zusammen als Mönch in dem großen Kloster des h. Mar Matthäus (bei Mossul oder Ninive, vgl. S. 10). Wegen ihrer großen Weisheit und ihrer Fortschritte in der klösterlichen Vollkommenheit wurde sein Bruder zum Klostervorsteher und Aufseher der Mönche erwählt; der h. Isaak selbst aber zog sich, nachdem er es in den Vorschriften des gemeinsamen Lebens zur höchsten Vollendung gebracht hatte, in eine von dem Kloster einige Meilen entfernte Zelle zurück, um sich ganz dem Stillschweigen, der Einsamkeit und der vollständigen Lostrennung von allen Dingen hinzugeben. Und obgleich ihn sein Bruder fortwährend durch Briefe zur Rückkehr in das Kloster zu bewegen suchte, so gab er ihm doch hierin nicht nach.[2] Nachdem sich der Ruf seiner


  1. Ganz werthlos sind die nur aus Isaak’s Buch geschöpften Notizen des Mönches Tacha (bei Mai, Nova Patrum Bibl. VIII., III., S. 188) und der in der Leipziger Ausgabe des griechischen Textes abgedruckten Einleitung. Letztere ist aus späterer Zeit als Tacha, da sie die allgemein gehaltene Bemerkung des Letzteren, Isaak sei „durch göttlichen Beschluß“ Bischof von Ninive geworden, dahin mißversteht, er sei auf eine wunderbare Weise zum Episcopat berufen worden. Auf ihre Angabe, er sei „nicht weit von Edessa“ geboren und erzogen worden, ist natürlich Nichts zu geben.
  2. In dem ascetischen Werke Isaak’s findet sich wirklich ein solches Antwortschreiben an seinen Bruder (in der Leipziger Ausgabe des griechischen Textes, S. 531). — Bekanntlich pflegten sich damals die vollkommensten Mönche, nachdem sie sich lange Zeit als Cönobiten im gemeinschaftlichen Leben des Klosters unter dem Gehorsam geübt hatten, mit Erlaubniß der Oberen als Anachoreten in einsame, vom Verkehr mit den Menschen abgeschlossenen Zellen zurückzuziehen.
Empfohlene Zitierweise:
Isaak von Ninive: Ausgewählte Abhandlungen des Bischofs Isaak von Ninive (Bibliothek der Kirchenväter, Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_276.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)