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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

eingehüllten Fabeln haben keinen Nutzen, wie ihr Heiden meinet.“ Jener sprach: „Auch ich bin bereit, euere ganze Thorheit zu erlernen, womit du nicht nur uns beunruhigt hast, sondern auch die Götter unaufhörlich beleidigst.“ Da sagte der Heilige: „So höre denn die Kraft unseres Gottes und die Geheimnisse unseres Glaubens!“ Alsbald erklärte er ihm die Güte Gottes gegen die Menschen und den Sinn der heiligen Schriften, beginnend von der Schöpfung der Welt bis zum Kreuzestod; und sie blieben diesen ganzen Tag und die ganze Nacht zusammen, indem sie über diese Dinge verhandelten und weder aßen noch schliefen. Während er ihm nun die in der Schrift aufgezeichneten Wunder der Heiligen, ihr Vertrauen auf Gott und den gleichsam kühnen Freimuth zeigte, mit welchem sie die göttliche Hilfe in Anspruch nahmen, kam er beim Aufschlagen der inspirirten Bücher an jene Stelle, wo erzählt wird, daß Elias dreimal Feuer vom Himmel herabfallen ließ. Bei dieser Gelegenheit fing Rabbulus, der schon mehrere ähnliche Wunder angehört hatte, an zu widersprechen und auf den Sieg seiner Sache zu hoffen, rufend: „Das sind lauter Lügen; euere Sachen bestehen aus erdichteten Fabeln. Ich rathe dir zu deinem Heile, mit uns Feste zu feiern und den Göttern Opfer zu bringen. Weil sie gütig sind, werden sie dir Vergebung und Straflosigkeit für deine gegen sie begangenen Frevel gewähren, da du dich derselben ja nur aus Unwissenheit schuldig gemacht hast.“ Der Selige antwortete: „Wenn sie wirklich Götter sind, warum haben sie dann damals ihre Anhänger, die vom frühen Morgen bis zum Abend sie anriefen, nicht erhört und ihnen Feuer herabgesandt? Aber Elias, der Knecht Gottes, tödtete durch die göttliche Kraft alle Pseudopropheten, obgleich er allein war; und als er betete, daß es wegen des wahnsinnigen Götzendienstes der Menschen nicht regnen sollte, da fiel drei Jahre und sechs Monate hindurch gar kein Regen vom Himmel, bis daß Gott selbst die Strenge seines Knechtes aus Mitleid mit einer Wittwe milderte und ihn zur Güte lenkte, so daß er seinen Schwur zurücknahm und für die Menschen bei ihm Fürbitte einlegte.

Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_216.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)