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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

allen Kräften flehend zu Gott rief, daß er ihn von allem Bösen erretten möchte. Denn durch seine innerliche und äusserliche Abtödtung erlangte er eine gewaltige Stärke gegen den Teufel und hielt sich stets bereit, jeder bösen Regung durch gute Gedanken entgegenzutreten, um sie zu überwinden. Als er im Gebete begriffen und besorgt war, seine Unterredung mit Gott nicht zu unterbrechen, geschah es einst, daß er einen Streifzug von Arabern kommen sah. Da freute er sich und hoffte, daß endlich die Zeit seiner Martyrerkrönung genaht sei. Jene aber sahen den Lebendigtodten in seiner leeren Höhle, verschonten ihn aus Geringschätzung und zogen ab, indem sie nur sein Brod und seine Decke raubten. Auch hierfür lobte und dankte er seinem Herrn. Staunenswerth war es aber, daß Jene einem Manne begegneten, welcher kam, um ihm Brod für seinen Lebensunterhalt zum Geschenk zu bringen, und ihn nicht beschädigten, damit seine Abtödtung einen doppelten Triumph erlange. Während er mit Leib und Seele in diesem engelgleichen Wandel lebte und sein Geist stets vor Gott weilte, gleichwie Ihm die Engel im Himmel stets dienen, erfuhren die Mönche seines Klosters, wo und wie er lebe, suchten ihn auf und überredeten ihn, wieder zu ihnen zurückzukehren. Weil aber die Liebe zum Martyrium wie ein glühendes Feuer in seinem Herzen brannte, so nahm er den seligen Eusebius mit sich, und sie begaben sich beide nach der Heidenstadt Baalbek. Daselbst gingen sie in den Götzentempel aus göttlichem Eifer, um die Götzen zu zertrümmern und des Märtyrertodes gewürdigt zu werden. Denn sie gingen nicht dahin in der Erwartung, lebendig wieder zurückzukehren, sondern in der Hoffnung, gemartert und getödtet zu werden, um durch ihren Tod Zeugniß abzulegen. Sie wagten nun zwar, Dieses zu thun, konnten aber des Leidens des Martyriums nicht theilhaftig werden, indem sie Gott wegen ihrer künftigen Bestimmung als treffliche Verwalter des Episkopats davor bewahrte. Übrigens wurden sie von den Heiden so lange erbarmungslos geschlagen, bis diese sie für todt hielten. Darauf wurden sie wie Leichen von großer Höhe herab viele

Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koesel’sche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_175.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)