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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

war. Der Tod führt zu sich ab die Eroberer, welche sich nicht durch Mitleid von der Beraubung ihres Nächsten zurückhalten ließen; auch die Verfolger läßt er sterben und setzt so ihren Gottlosigkeiten ein Ziel. Der Tod führt zu sich ab die Gewaltthätigen, so daß die Bedrückten Ruhe erhalten, noch bevor auch sie zu ihm kommen; ferner die, welche ihre Mitmenschen verschlingen, so daß die Bedrängten und Verfolgten ein wenig aufathmen können, bis daß auch sie abgeführt werden und dorthin gelangen. Der Tod führt hinweg die viel Nachdenkenden, und Alles, was sie ausgesonnen haben, schwindet und vergeht. Die Menschen erdenken viele Dinge, aber der Tod kommt plötzlich über sie und treibt sie hinweg, so daß sie sich an Nichts mehr erinnern von dem, was sie überlegt hatten. Mancher ist vieler Sprachen kundig, aber das bleibt ihm verborgen, daß er morgen nicht mehr am Leben sein wird. Ein Anderer überhebt sich stolz über seinen Nächsten; da kommt der Tod über ihn und macht seinem Stolze ein Ende. Der Reiche sinnt darauf, wie er seine Schätze noch vermehre, bedenkt aber nicht, daß er nicht einmal das behalten kann, was er schon besitzt. Der Tod führt alle Menschen zu sich ab und schließt sie in seiner Behausung ein bis zum Gericht. Auch über Diejenigen, welche nicht gesündigt haben, herrscht er wegen des Strafurtheils, das Adam um seiner Sünde willen erhalten hat. Aber es kommt der Beleber, der Tödter des Todes, und nimmt ihm seine Gewalt über die Gerechten und über die Gottlosen. Die Todten werden auferstehen bei der gewaltigen Stimme, und der Tod wird seiner ganzen Gefangenschaft beraubt und entäussert werden. Dann werden alle Menschen zum Gericht versammelt, und ein Jeder geht zu dem ihm bestimmten Orte. Die Auferstehung der Gerechten führt zum Leben, aber die Auferstehung der Gottlosen wird dem Tode überliefert. Die Gerechten, welche die Gebote beobachtet haben, gehen am Auferstehungstage an dem Gerichte vorbei, ohne vor dasselbe gestellt zu werden, wie David[1]


  1. Ps. 142, 2.
Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_141.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)