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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

Tage lang.“ Moyses aber befahl dem Volke geradezu also: „Ihr sollt euch nicht nahen dem Weibe.“ Nachdem sie sich also diese drei Tage hindurch geheiligt hatten, da offenbarte sich am dritten Tage der Heilige mit hehrem Glanze, großer Herrlichkeit, gewaltiger Stimme, furchtbarem Donner, mächtigen Posaunentönen, schrecklichen Fackeln und strahlenden Blitzen. Die Berge bebten und die Höhen wankten, Sonne und Mond traten aus ihrer Bahn. Da stieg Moyses auf den Berg Sinai, trat ein in die Wolke und empfing das Gesetz. Moyses sah den herrlichen Glanz, erschrack, zitterte, und Schauer ergriff ihn. Denn er sah das himmlische Zelt auf dem Berge ruhend, die große Herrlichkeit des Thrones Gottes, wie die Tausende und Myriaden dienender Engel vor dem wunderbaren Strahlenglanze ihr Antlitz verhüllten, wie sie mit ihren raschen Flügeln eilig hin und her flogen und riefen, indem sie Seine Majestät heilig priesen und verherrlichten, wach und bereit, schnellen Fluges, herrlich, schön, strahlend und anmuthig, eilend, heilig rufend und sein Gebot erfüllend, aufsteigend und niederfahrend in der Luft gleich zuckenden Blitzen. Denn Moyses redete und die Stimme Gottes antwortete ihm. An jenem Tage stand Israel in Angst, Furcht und Zittern; sie fielen nieder auf ihr Angesicht und vermochten es nicht zu ertragen. Deßhalb sprachen sie zu Moyses:[1] „Nicht möge Gott mit uns reden, auf daß wir nicht sterben.“ O wie unverständig ist doch Derjenige, welcher Dieses erwägt und dennoch das richtige Verständniß verfehlt! Wenn Israel, mit welchem Gott nur eine Stunde lang redete, die göttliche Stimme nicht eher hören konnte, bevor es sich drei Tage hindurch geheiligt hatte, obgleich es nicht einmal den Berg bestieg, geschweige denn in die furchtbare Wolke eintrat; um wie viel weniger durfte dann der Prophet Moyses, dieses lichte Auge seines ganzen Volkes, welcher immer vor Gott stand und von Mund zu Mund mit ihm redete, die eheliche Gemeinschaft fortsetzen! Und


  1. Exod. 20, 19.
Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_123.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)