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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

Mildthätigkeit. Die Reinheit Dieser aller galt vor Gott als ein vollkommenes Fasten; aber ohne Herzensreinheit wird das Fasten gar nicht angenommen. Merke wohl, mein Lieber, und erkenne, daß es eine vorzügliche Sache ist, wenn der Mensch sein Herz läutert, seine Zunge im Zaum hält, seine Hände vom Bösen fernhält, kurz alles Das thut, was ich dir vorher aufgezählt habe. Denn es geziemt sich nicht, Honig mit Wermuth zu vermischen. Wenn sich also Jemand der Speise und des Trankes enthält, so möge er nicht Schmähungen und Verwünschungen mit seinem Fasten verbinden. Denn es gibt nur eine Thüre zu deinem Hause, welches ein Tempel Gottes ist, und nicht geziemt es sich, o Mensch, daß aus derselben Thüre, in welche der König eintritt, Dünger und Schlamm herauskomme. Der Mensch wache also sorgfältig über seinen Mund, in welchen der Königssohn eingeht, indem er durch Enthaltung von allen Sünden faste und so den Leib und das Blut Christi empfange![1] Es ist dir nicht erlaubt, o Mensch, aus diesem deinem Munde sündhafte Worte auszustoßen.

Höre, was unser Erlöser sagt: „Was in den Menschen hineingeht, verunreinigt ihn nicht; aber was aus seinem Munde ausgeht, das verunreinigt ihn.“ Moyses beobachtete ein reines Fasten, als er auf den Berg hinaufstieg und dem Volke das Gesetz brachte. Durch sein zweimaliges Fasten von vierzig Tagen erlangte er Kraft und hohe Herrlichkeit, so daß die Haut seines Angesichtes glänzte. Er wandte den Zorn von seinem Volke ab, daß es nicht vertilgt wurde. Nach dem Beispiel Moysis fastete auch der wunderkräftige Elias, als er von der Jezabel verfolgt wurde und in vierzigtägigem Fasten bis zum Horeb wanderte, wo Gott einst mit Moyses geredet hatte. Daselbst offenbarte er sich ihm und gebot ihm[2]: „Gehe hin und salbe den Jehu, den


  1. Hier wird die reale Gegenwart Christi in der Eucharistie sehr bestimmt bezeugt.
  2. III. Kön. 19, 15.
Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 054. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_054.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)