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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

haben, ist zum Eckstein geworden.“ Wo sonst aber haben wohl die Bauleute diesen Stein, welcher Christus ist, verworfen, als damals, da sie vor Pilatus ausriefen: „Dieser soll nicht über uns herrschen“? Hierauf bezieht sich auch folgendes Gleichniß unseres Herrn[1]: „Ein vornehmer Mann zog aus, um ein Reich einzunehmen und alsdann nach seiner Rückkehr über die Seinigen zu herrschen. Da schickten ihm Diese Boten nach, welche sagen sollten: Dieser soll nicht König über uns sein.“ Hierdurch verwarfen sie den Stein, welcher ist Christus. Wodurch anders aber ist er zum Eckstein geworden, als dadurch, daß er zum Aufbau der Völkerkirche diente, und deren ganzes Gebäude sich über ihm erhebt? Wer anders sind die Bauleute, als die Priester und Pharisäer, welche nicht das wahre Gebäude aufrichteten, sondern vielmehr das von Jenem erbaute zerstörten, wie beim Propheten Ezechiel geschrieben steht: „Er hatte die Wand aufgebaut, und Jene stießen daran, auf daß sie einfalle“?[2] Ferner steht geschrieben[3]: „Ich suchte unter ihnen einen Mann, welcher den Zaun ausbessere und sich in den Riß stelle zum Heil des Landes, auf daß ich es nicht verderbe; aber ich fand keinen solchen.“ Auch Isaias[4] hat also über diesen Stein geweissagt: „So spricht der Herr: Siehe, ich lege in Sion einen auserwählten Stein in dem kostbaren Winkel, als Eckstein des Fundaments.“ Ebendaselbst fügt er hinzu: „Jeder, der an ihn glaubt, wird ohne Furcht sein. Wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden, und Jeden, auf den der Stein fällt, wird er zermalmen.“[5] Das Volk Israel ist auf ihn gefallen und deßhalb für immer zerschmettert worden. Umgekehrt ist er auf die Bildsäule[6] gefallen und hat sie zermalmt; dadurch sind die Völker zum


  1. Luk. 19, 14.
  2. Ezech. 13, 10–11 (in sehr ungenauer Weise angeführt).
  3. Ezech. 22, 30.
  4. Isajas 28, 16.
  5. Matth. 21, 44.
  6. Das Symbol der heidnischen Weltmacht, welches Nabuchodonosor im Traume sah.