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939 und nun wollte er fortfahren und erzählen, auf welche Weise sich dieses zugetragen habe; aber der König winkte ihm inne zu halten, stieg vom Pferde und brachte mit Thränen dem Allmächtigen sein Dankgebet. Hierauf erhob er sich, und verfolgte seinen Weg zur Kirche, um sich den göttlichen Schutz zu erflehen.

31. Zu dieser Zeit war Berthold, der Herzog der Baiern, des Herzogs Arnulf Bruder, ein tüchtiger Mann, der Sache des Königs mit allem Eifer zugethan. Darum wollte der König daß er, wie an der vergangenen Trübsal, so auch an der gegenwärtigen Freude seinen Theil hätte, und sandte am folgenden Tage Boten ab, ihm zu melden, wie große Gnade ihm der Herr erwiesen habe. Zur Erhöhung seiner Freude aber ließ er ihm entbieten und eidlich zusagen — denn Berthold war noch unvermählt — wenn er seiner Schwester, nämlich Giselberts Gemahlin, habhaft werden könne, so wolle er sie ihm zur Ehe geben; lasse sich aber das nicht machen, so wolle er ihm desselben Giselbert und seiner Schwester Tochter vermählen, die er bei sich hatte, und die das mannbare Alter schon beinahe erreicht hatte. Diese Botschaft erfüllte den Berthold mit der größten Freude, doch zog er es vor, auf die noch nicht mannbare Tochter zu warten, als die Mutter zu heirathen, welche schon vermählt gewesen war[1].

32. Etwa zehn Tage vor dem Tode Eberhards und Giselberts hatte auch der Erzbischof Friedrich von Mainz, auf dessen Anstiften schon mehrere Bischöfe vom Könige abgefallen waren, diesen nun auch selbst verlassen, damit die Untreue, die er im Herzen trug, allen offenbar würde; und er war eilig nach

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/96&oldid=- (Version vom 11.4.2023)
  1. Giselberts Witwe Gerberga wurde von dem westfränkischen König Ludwig IV entführt und zur Frau genommen; Berthold, der schon 948 starb, war mit einer Biletrud vermählt, welche man nach dieser Stelle für Giselberts Tochter halten muß, da Liudprand sich sonst wohl anders ausgedrückt hätte. Doch wird es von Dümmler bezweifelt.