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939 dich lieb habe. Doch genug hiervon; wir wollen zu unserer Erzählung zurückkehren.

27. Im Elsaß liegt eine Feste, welche in der Landessprache Brisicau[1] heißt, stark sowohl durch den Rhein, der es nach Art einer Insel umströmt, als auch durch die von Natur rauhe Beschaffenheit des Orts. In diese Feste also hatte Eberhard eine ansehnliche Anzahl seiner Krieger gelegt, durch welche er nicht nur einen großen Theil jenes Gaues in Unterwürfigkeit hielt, sondern auch ringsumher die Anhänger des Königs schwer heimsuchte. Der gute König, der nicht seine, sondern der Seinigen Noth ansah, sammelte also ein Heer, und zog nach dem Elsaß, die erwähnte Burg zu belagern. Als er daselbst angelangt war, begannen alsbald, verleitet durch den Rath des Erzbischofs Friedrich von Mainz, welcher ihn begleitete, die Bischöfe in großer Anzahl, bei nächtlicher Weile, ihre im Kreise aufgeschlagenen Zelte Preis gebend, den König zu verlassen, und heimlich nach ihren eigenen Städten zu entweichen, während Friedrich mit listigem Trug bei dem Könige blieb. Als das des Königes Leute sahen, wandten sie sich an ihn mit solchem Rath: „Sorge, o König, für deine Rettung; verlaß diese Gegend und ziehe nach Sachsen. Dir ist nicht unbekannt, daß dein Bruder Heinrich sich gegen dich rüstet. Erfährt er, daß nur noch eine so geringe Schaar bei dir ist, so wird er uns mit solchem Ungestüm angreifen, daß selbst die Flucht unmöglich wird. Besser ist es also, wir kehren später mit verstärktem Heere hierher zurück, als daß wir jetzt elend umkommen, oder schimpflich entfliehen.“ Der König aber blieb unerschrocken und antwortete ihnen, wie einst Judas Makkabäus den Seinen[2]. „Führet keine solche Reden; ist unsere Zeit gekommen,

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/90&oldid=- (Version vom 8.4.2023)
  1. Alt Breisach, welches jetzt auf der östlichen Seite des Rheins liegt, befand sich damals am linken Ufer dieses Stromes und gehörte zum Elsaß. Der Rhein hat seitdem seinen Lauf geändert.
  2. 1. Makk. 9, 10.