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schien fest begründet, da niemand stark genug war, um gegen ihn anzutreten. Allein den Italienern war die Befestigung der königlichen Gewalt unerträglich; auch klagten sie, daß er nur seine Landsleute und seine Sippschaft begünstige, die Italiener aber überall unterdrücke, und so fielen sie von allen Seiten dem Berengar zu, als dieser (945) in Italien erschien. Auch Liudprands Familie wandte sich der aufgehenden Sonne zu, und erwarb für ihn durch große Geschenke eine Stelle in Berengars Kanzlei (S. 91), wo er sich ohne Zweifel sehr nützlich erwies, so daß er bald in die geheimsten Geschäfte eingeweiht und 949 mit einer Gesandschaft nach Konstantinopel betraut wurde; jedoch auf Kosten seines Stiefvaters (S. 95), dem Berengar vorgestellt hatte, wie vortheilhaft es für Liudprand sein würde, wenn er Land und Sprache der Griechen kennen lernte. Denn Berengar hatte nicht, wie König Hugo, ein reiches Erbland, und bald hörte man in Italien nichts als Klagen über seine und seiner Gemahlin unersättliche Habsucht. Auch Liudprand wußte davon viel zu sagen (S. 47. 80. 93), doch hat er nirgends berichtet, was ihm eigentlich widerfahren sei, auf welche Weise er sich mit Berengar entzweit habe. In Konstantinopel wurde er sehr gut aufgenommen; durch seinen Vater und Stiefvater hatte er dort vielfache Verbindungen, und er benutzte wirklich die Zeit, um sich eine ziemliche Bekanntschaft mit der griechischen Sprache nicht nur, sondern auch mit den Einrichtungen und der Geschichte des Reiches zu verschaffen, die er gar gerne in seinen Schriften zur Schau trägt, und mit fast kindischer Eitelkeit überall hervorkehrt.

Hier aber verlieren wir für einige Zeit seine Spur, bis wir ihn, voll Zorn gegen Berengar, an König Ottos Hofe wiederfinden, wo er im Jahre 956 Freundschaft schloß mit dem Bischof Recemund von Elvira, Gesandten des spanischen Kalifen Abderrahman, und auf dessen Zureden sich entschloß,

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite IX. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/9&oldid=- (Version vom 20.3.2023)