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926 Inzwischen entbot er alle Mannschaft von Pavia und einige italienische Fürsten zu Burchards Untergang, und behielt diesen so lange bei sich, bis er hoffen konnte, daß alle, die ihn tödten sollten, versammelt wären.

15. Es geschah also daß Burchard von Mailand fortritt und an demselben Tage bis Novara kam. Und wie er nun hier die Nacht zugebracht hatte und am frühen Morgen sich aufmachte, um seinen Weg nach Ivrea fortzusetzen, April 28.erschienen plötzlich die Schaaren der Italiener und drangen auf ihn ein. Er aber eilte ihnen nicht wie ein wackerer Kriegsmann entgegen, sondern ergriff alsobald die Flucht. Und weil nach des seligen Hiob[1] Ausspruch, das ihm gesetzte Ziel nicht übergangen werden konnte, und weil ein Roß betrieglich ist zur Hülfe[2]: so stürzte sein Pferd und warf ihn in den Graben, welcher die Mauern der Stadt umgibt. Hier vertauschte er, durchbohrt von den Lanzen der verfolgenden Ausonier, das Leben mit dem Tode. Als seine Begleiter das erblickten, suchten sie, da sie keinen andern Ausweg hatten, eine Zuflucht in der Kirche des heiligen Bekenners Gaudentius. Aber die Ausonier, durch Burchards Drohung heftig gereizt und erbittert, erbrachen die Thüren der Kirche und ermordeten alle, welche sie darin fanden, selbst unter dem heiligen Altar.

16. Auf die Kunde von diesem Ereigniß verließ Rudolf Italien, und zog eiligst nach Burgundien zurück. Unterdessen hatte bereits Hugo, der Graf von Arelat oder der Provence, ein Schiff bestiegen und eilte über das thyrrhenische Meer nach Italien. Gott aber, welcher ihn zum Beherrscher dieses Landes auserkoren hatte, führte ihn mit günstigem Winde in kurzer Zeit nach Alphea, d. h. Pisa, welches die Hauptstadt der Provinz Tuscien ist von der es auch bei Virgil heißt: „Pisa, die Stadt alpheischen Ursprungs[3].“

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/69&oldid=- (Version vom 6.4.2023)
  1. Hiob 14, 5.
  2. Psalm 32 (33), 17.
  3. Aeneide X, 179.