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Juni
mit dem besten Willen nicht gesund erhalten[1]. So rief ich denn, durch mein und meiner Gefährten Unwohlsein geängstigt, meinen Hüter oder vielmehr meinen Peiniger zu mir, und erlangte von ihm nicht durch Bitten allein, sondern um Geld, daß er von mir einen Brief folgenden Inhalts dem Bruder des Nicephorus überbrachte.

14. „Dem Koropalaten und Logotheten τoῦ δρὁμoυ, Leo, Bischof Liudprand.

„Wenn der durchlauchtigste Kaiser gesonnen ist, dem Gesuch, wegen dessen ich hergekommen bin, zu willfahren, so soll mich das Ungemach, das ich hier erdulde, nicht verdrießen; nur möge mein Herr durch diesen Brief von mir und einen Boten Nachricht erhalten, daß ich hier nicht ohne Grund verweile. Verhält sich aber die Sache anders, so liegt hier ein venezianisches Lastschiff segelfertig, und er erlaube mir, da ich krank bin, mich auf demselben einzuschiffen, damit, falls die Zeit meiner Auflösung nahe sein sollte, wenigstens mein Leichnam in die Heimath gelange.“

15. Als er diese Zeilen gelesen, befahl er mir nach vier Tagen zu ihm zu kommen. Da saßen mit ihm, um euern Antrag zu erwägen, die weisesten Männer nach ihrer Art zu lehren, stark an attischer Beredsamkeit, nämlich der Oberkämmerer Basilius, der oberste Staats-Secretär, der Ober-Garderobenmeister, und noch zwei hohe Beamte. Sie eröffneten die Besprechung mit folgender Frage: „Erkläre uns, Bruder, die Ursache, warum du dich hierher bemüht hast.“ Da ich ihnen antwortete, ich sei der Heirath wegen gekommen, welche zu einem dauernden Frieden führen würde, sprachen sie: „Es wäre eine unerhörte Sache, daß die Porphyrogenita eines Porphyrogenitus, das ist die im Purpur geborene Tochter eines

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/159&oldid=- (Version vom 26.4.2023)
  1. Nach Terenz Adelphen IV, 7, 43. Es scheint fast, daß dieser auch bei Plautus öfter vorkommende Ausdruck zu Liudprands Zeit noch gebräuchlich war.