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Juni 7.
Schwerter und die Last ihrer Helme erlauben ihnen weder auf die eine, noch auf die andere Art zu fechten, und, fügte er spöttisch hinzu, auch die Gastrimargia, d. i. ihre Gefräßigkeit hindert sie, denen der Bauch ihr Gott ist[1], deren Muth ein Rausch, deren Tapferkeit Trunkenheit ist; die hinfällig sind, wenn sie nicht vollauf haben, denen Nüchternheit Schrecken und Angst ist. Auch hat dein Herr keine Flotte. Ich allein bin mächtig zur See; ich werde ihn mit meinen Schiffen angreifen, seine Seestädte zerstören, und alles was den Flüssen nahe liegt, in Asche legen. Wie wird er mir aber auch zu Lande mit den wenigen Truppen widerstehen können? Sein Sohn war bei ihm, seine Frau war da, die Sachsen, Schwaben, Baiern, Italiener, alle waren mit ihm zugegen, und da sie dennoch ein winziges Städtchen, das ihnen Widerstand leistete, nicht einzunehmen wußten, es nicht konnten[2], wie wollen sie mir widerstehen, wenn ich komme? mir, dem so viele Krieger folgen,

So viel Aehren auf Gargara’s Flur, Weintrauben auf Lesbos,
So viel Wogen im Weltmeer sind, und am Himmel Gestirne[3].

12. Als ich ihm antworten und auf diese Prahlerei nach Gebühr erwiedern wollte, ließ er es nicht zu, sondern fügte wie zum Hohne hinzu: „Ihr seid gar keine Römer, sondern Langobarden!“ Er wollte weiter reden und winkte mit der Hand, daß ich schweigen sollte; allein ich rief zornig: „Von Romulus dem Brudermörder, von dem die Römer ihren Namen haben, hat die Geschichte verzeichnet, daß er porniogenitus, d. h. im Ehebruch erzeugt war, und daß er eine Freistätte errichtete, in welcher er insolvente Schuldner, entlaufene Sklaven, Todtschläger und allerlei Verbrecher, die das Leben verwirkt

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/157&oldid=- (Version vom 26.4.2023)
  1. Philipper 3, 19.
  2. Bari, welches Otto im Frühjahr 968 belagert hatte.
  3. Der erste Vers ist aus Ovids Kunst zu lieben I, 57, der zweite wohl nach unsicherer Erinnerung ziemlich ungeschickt ergänzt.