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964 heimlich Boten nach Rom und versprach ihnen den Schatz des heiligen Petrus und sämmtlicher Kirchen zum Lohn, wenn sie über den frommen Kaiser und den Herrn Papst Leo herfallen und Jan. 3. sie freventlicher Weise ums Leben bringen wollten. Was zögere ich es zu erzählen? die Römer, ermuthigt, oder vielmehr bethört, durch die geringe Zahl des Heeres, und gereizt durch das versprochene Geld, erheben sich beim Schall der Trompete und ziehen mit eilfertiger Hast gegen den Kaiser, um ihn zu tödten. Aber der Kaiser tritt ihnen entgegen auf der Tiberbrücke, welche die Römer mit Karren gesperrt hatten. Seine tapfern, kampfgewohnten Krieger, unerschrockenen Herzens ihren erprobten Waffen vertrauend, stürzen sich unter sie, und wie der Falke den Schwarm der kleineren Vögel, so jagen sie durch den bloßen Schrecken sie ohne Widerstand in die Flucht. Kein Schlupfwinkel, weder Körbe noch Tröge, nicht die Grüfte, die den Unrath aufnehmen, gewähren den Fliehenden Schutz. Sie werden daher niedergemacht und wie es tapfern Männern zu geschehen pflegt, erhalten sie die Wunden im Rücken. Welcher Römer hätte damals wohl dieses Blutbad überlebt, wenn nicht der heilige Kaiser aus Barmherzigkeit, deren sie doch nicht werth waren, seinen Kriegern die noch nach Blut dürsteten, Einhalt gethan, sie zurückgerufen hätte?

18. Nachdem also der Aufstand völlig gedämpft war und die Ueberlebenden Geiseln gestellt hatten, warf sich der ehrwürdige Papst Leo zu des Kaisers Füßen, und bat ihn daß er den Römern ihre Geiseln zurückgeben und ihn selber ihrer Treue anvertrauen möchte. Auf diese Bitte des ehrwürdigen Papstes Leo gab der heilige Kaiser den Römern ihre Geiseln zurück, wiewohl er voraus sah, daß sie beginnen würden, was ich sogleich zu erzählen habe. Der Treue der Römer also vertraute er denselben Papst, wie ein Lamm den Wölfen. Darauf verließ er die Stadt Rom und zog eilends nach Camerino und

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/142&oldid=- (Version vom 23.4.2023)