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Dez. 4.
wie viele würdige Männer durch das Vorbild seines Wandels zur Nichtswürdigkeit verleitet? Wir bitten daher die Herrlichkeit eurer kaiserlichen Würde, jenes Ungeheuer, dessen Laster durch keine Tugend aufgewogen werden, aus der heiligen römischen Kirche auszustoßen, und an seine Stelle einen andern zu setzen, der uns durch das Beispiel seines guten Wandels zugleich vorzustehen und förderlich zu sein vermöge, der selbst rechtschaffen lebe und uns das Muster eines tugendsamen Lebens darstelle.“ Darauf erwiderte der Kaiser: „Es gefällt uns, was ihr saget, und es wird uns nichts angenehmer sein, als daß ein solcher gefunden werde, der diesen heiligen und allgemeinen Bischofsitz einnehmen könne.“

16. Auf diese Worte riefen alle mit Einer Stimme: „Leo, den ehrwürdigen Kanzler der heiligen römischen Kirche, einen bewährten Mann und der höchsten Stufe des priesterlichen Amtes würdig, den wählen wir zu unserm Hirten, auf daß er der oberste Bischof und allgemeine Papst der heiligen römischen Kirche sei, mit Verwerfung des abtrünnigen Johannes um seines gottlosen Wandels willen.“ Nachdem die ganze Versammlung dieses zum dritten Male gesprochen, und der Kaiser seinen Beifall zu erkennen gegeben hatte, führten sie den eben genannten Leo dem Herkommen gemäß mit Lobgesängen zum Lateranensischen Palast, und zur gehörigen Zeit erhoben sie ihn Dez. 6. in der Kirche des heiligen Petrus durch die heilige Weihe zur höchsten Priesterwürde, und schwuren ihm den Eid der Treue.

17. Nachdem dieses also geschehen war, hoffte der heilige Kaiser, daß er auch mit geringer Begleitung in Rom sich würde aufhalten können, und damit nicht das römische Volk von der Menge des Heere verzehret würde, gab er vielen die Erlaubniß zur Heimkehr. Sobald das dem sogenannten Papst Johannes bekannt wurde, der gar wohl wußte, wie leicht er den Sinn der Römer durch Geld verführen könne, da schickte er

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/141&oldid=- (Version vom 23.4.2023)