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Nov. 22.
daß euere Lehre die Regeln der alten Lehrer über den Haufen würfe. Wir wollen aber auf das, was ihr habt sagen wollen, und nicht auf eure Worte antworten. Wenn ihr unverweilt zum Sendgericht kommt, und euch von der Anklage reiniget, dann werden wir ohne Zweifel auch den gebührenden Gehorsam erweisen. Falls ihr aber, was ferne sei, unterlasset zu erscheinen, und euch von den vorgebrachten peinlichen Beschuldigungen zu reinigen, da euch nichts hindert herzukommen, weder Gefahren der See, noch Krankheit des Körpers, noch die Weite des Weges: dann werden wir euern Bannfluch gering achten, und ihn vielmehr auf euch selbst zurückschleudern, weil wir das mit Recht thun können. Judas, der Verräther, ja vielmehr Verkäufer unsers Herren Jesu Christi, hatte früher vom Meister mit den übrigen Jüngern die Macht zu binden und zu lösen mit diesen Worten erhalten: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein[1].“ So lange Judas ein guter Jünger blieb mit den andern, vermochte er zu binden und zu lösen; als er aber aus Habsucht ein Mörder wurde und das Leben aller zu vernichten trachtete, welchen Gebundenen konnte er da noch lösen, oder welchen Gelöseten binden, außer seinem eigenen Leibe, den er mit dem unseligen Strang erwürgte?

„Gegeben den 22. November und abgesandt durch den Kardinalpriester Adrian und den Kardinaldiakon Benedict.“

15. Als diese Abgesandten nach Tibur[2] kamen, fanden sie den Papst nicht; denn er war schon mit Köcher und Bogen ins Feld gegangen, und niemand wußte zu sagen, wo er sei. Da sie ihn also nicht finden konnten, kehrten sie mit ihrem

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/139&oldid=- (Version vom 23.4.2023)
  1. Matth. 18, 18.
  2. Tiberim, was hier nicht der Fluß sein kann; denn man erwartet doch eine genaue Bezeichnung des Ortes, und am Tiber war man ja in Rom auch.