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949 kein Wort; denn wenn er es auch gewollt hätte, so wäre solches wegen der großen Entfernung nicht anständig gewesen; durch seinen Logotheten aber oder Kanzler erkundigte er sich nach Berengars Leben und Wohlergehen. Nachdem ich darauf in gebührender Weise geantwortet hatte, trat ich auf den Wink des Dolmetschen ab, und ward in die mir angewiesene Herberge geführt.

6. Aber auch das soll mich nicht verdrießen zu erzählen, was ich damals für den Berengar gethan habe, damit man nämlich erkenne, wie groß meine Liebe zu ihm gewesen ist, und welchen Lohn ich von ihm für meine guten Dienste erhalten habe. Die hispanischen Gesandten und der erwähnte Liutfrid, der Gesandte unsers Herrn des Kaisers Otto, der damals noch König war, hatten im Namen ihrer Gebieter dem Kaiser Konstantinus große Geschenke dargebracht. Ich aber hatte von Seiten Berengars nichts mitgebracht, als einen Brief, der noch dazu voller Lügen war. Deshalb war meine Seele wegen dieser schimpflichen Lage in nicht geringer Noth, und sann hin und her, was hier zu thun sei. Während ich aber so in Angst und Sorgen war, gerieth ich auf den Ausweg, die Geschenke, welche ich in meinem Namen für den Kaiser mitgenommen hatte, ihm im Namen Berengars darzubringen, und die kleine Gabe, so gut ich konnte, durch schöne Worte auszuschmücken[1]. So übergab ich denn neun treffliche Panzer, sieben herrliche Schilde mit vergoldeten Buckeln, zwei silberne und vergoldete Becher, Schwerter, Lanzen, Spieße, und vier carzimasische Sklaven, die dem Kaiser mehr werth waren als alles Uebrige. Carzimasier aber nennen die Griechen ganz entmannte, auch der Ruthe beraubte, junge Eunuchen, dergleichen die Kaufleute von Verdun sich wegen des unermeßlichen Gewinnes zu verschaffen, und nach Hispanien auszuführen pflegen.

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/117&oldid=- (Version vom 17.4.2023)
  1. Nach den Worten des Phädra im Eunuchen von Terenz II, 1, 8.