Seite:Aus Liudprands Werken.pdf/114

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

947 Einen erhoben, die Anderen gestürzt hat, wird er die gegenwärtigen Leiden weniger fühlen, und über die Wandelbarkeit des Geschickes sich freuend, möge er nun nichts Schlimmeres mehr befürchten – denn das wäre ja nicht möglich, es müßte denn der Tod oder Verstümmelung der Gliedmaßen meiner warten – sondern mit Zuversicht harren auf besseres Glück. Denn wenn Fortuna meinen gegenwärtigen Zustand ändert, so muß sie mir das Heil bringen, welches jetzt fehlt, und das Unheil, welches da ist, vertreiben. So möge er denn schreiben, und dem schon erzählten auch noch das Folgende der Wahrheit gemäß anreihen.

2. Seitdem König Hugo in der Provence gestorben war, wurde Berengars Name bei mehr als einem Volke und besonders bei den Griechen hochgeachtet. Denn in Wirklichkeit herrschte er in ganz Italien, König Lothar aber nur dem Namen nach. Daher sandte Konstantinus, der nach dem Sturze des Romanos und seiner Söhne in Konstantinopel regierte, sobald er erfahren hatte, daß Berengars Macht größer sei denn die Lothars, durch einen gewissen Andreas, welcher als Anführer der Leibwache comis curtis[1] hieß, ein Schreiben an Berengar, worin er ihm meldete, daß ihn dringend danach verlange, einen Gesandten Berengars bei sich zu sehen; heimkehrend werde dieser Berengar kund thun, wie sehr ihn der Kaiser liebe. Auch schrieb er ihm einen Brief um Lothars willen, worin er ihn ermahnte, demjenigen ein getreuer Verwalter zu sein, zu dessen Vormund ihn die Gnade Gottes bestellt habe. Denn Konstantinus lag das Wohlergehen Lothars nicht wenig am Herzen, da er seiner Schnur, die eine Schwester Lothars war[2], mit frommer Liebe gedachte.

Empfohlene Zitierweise:
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/114&oldid=- (Version vom 16.4.2023)
  1. ϰόμης τῆς ϰόρτης.
  2. S. oben S. 82. Sie war eine Tochter der Pezola, und hieß Bertha, erhielt aber in Konstantinopel den Namen Eudokia, und starb 949.