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und Eckersberg ging? Daß der Ordensmarschall Schindekopf bei diesem Heere gar nicht gegenwärtig war? Daß Kynstutte nicht vor Kauen gefangen genommen wurde, sondern daß dieses in der Gegend von Eckersberg geschah? Und endlich wie hülflos muß der gute Vincenz seinen Historiker gelassen haben, da dieser, um den Namen des den Fürsten gefangen nehmenden Ritters aufzufinden, nach Dusburg ap. Hartknoch p. 425 (wie Becker citirt) greifen und – o wehe! da den unglücklich verstümmelten Namen „Hekerbeg“ nachschreiben muß, indem uns der redliche Wigand von Marburg und Lindenblatt ganz sicher sagen: Heinrich von Cranichfeld aus Eckersberg (woraus Hekerbeg geworden) sey der Ritter gewesen. – Daraus sieht man, welche „stattliche Panegyris“ es gewesen seyn müsse, die Vincenz über den Zug hinterlassen haben soll. Aber hätte Beckern sein Vincenz doch wenigstens den Namen des Großkomthurs Wolfram von Baldersheim, mit dem er ja Jahre lang in Marienburg zusammen gelebt haben soll, richtig angegeben; nein, Becker muß dem Chronisten Schütz den verdorbenen Namen Baldenheim nachschreiben. Hat es ihm ferner Vincenz gesagt, daß der ritterlich-edle Burchard von Mansfeld bei der Belagerung von Kauen im Jahre 1362 unter dem Brande eines Hauses starb und daß im folgenden Jahre Kynstutte mit dem Komthur von Königsberg Ritter Frohburg kämpfte? Dann wäre der Hofkaplan ein grundschlechter Chronist; denn wir können bestimmt sagen, daß Burchard von Mansfeld als Komthur von Osterode noch bis zum Jahre 1379 lebte und der Komthur von Königsberg Ritter Frohburg ein Gespenst gewesen seyn müßte, mit dem der Großfürst gekämpft, denn in der Wirklichkeit war ein solcher Komthur Frohburg gar nicht vorhanden.

Solche Beispiele als Beweise, daß Becker keine zeitgenössische Quelle vor Augen gehabt haben könne und am wenigsten aus der Chronik eines Hofkaplans Vincenz, der mit und in den Ereignissen der Zeit gelebt haben soll, irgend ein Wort geschöpft habe, könnten noch in großer Zahl gehäuft werden, wofern es nicht schon aus dem bisher Gesagten offen und klar am Tage läge, daß das Vorgeben einer Chronik eines Hofkaplans Vincenz von Mainz eine vollkommen ausgemachte Lüge und Becker, der Verfasser der Regierungsgeschichte Winrichs von Kniprode, ein literärischer Betrüger ist.