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die sich selbst ergossen, auf Einen Zug leeren. Der wackere Trinker, Veit von Bassenheim, leerte es drei Mal. Er ward Schloßhauptmann.“ Also dreimal das Becken mit acht Weinflaschen geleert! – das heißt einen Bauch haben, der vierundzwanzig Flaschen Wein faßt!!! Lügenwind! Veit ward „Schloßhauptmann!“ Ungereimt! In ganz Preussen gab es damals keine Würde dieser Art. – Die närrische Erzählung von dem Abenteuer Winrichs von Kniprode mit dem Ordensritter Ulrich von Ochtendung auf der Reise nach Mainz (S. 9 ohne Zweifel eine bloße Ausgeburt von Beckerscher Phantasie) übergehend, wollen wir uns zu den Ereignissen des J. 1353 wenden, um zu zeigen, wie Becker seinen historischen Stoff behandelt. Wigand. p. 286. Dlugoss. p. 1097 und Schütz p. 74 berichten: Die beiden Großfürsten Kynstutte und Olgjerd seyen um die Fastenzeit, „feria post Invocavit, d. h. am elften Februar“, ins Ordensland bis Rössel vorgestürmt, hätten alles auf ihrem Zuge verbrannt und verheert und 1500 Gefangene hinweggeführt u. s. w. Becker lügt in diese einfache Thatsache Folgendes hinein: „Keistut und Olgard erschienen in Preußen mit zwanzig tausend Kriegsgesellen und drüber, verbrannten Dörfer und Kornfelder (im Februar!) und fruchtbare Weinberge und Wiesen mit barbarischem Wohlgefallen (alles im Februar!!) und führten dann fünfzehnhundert Gefangene, theils von der Kolonne des Komthurs Roderich von Gehlen, theils Bauern hinweg.“ Dieser Komthur Roderich von Gehlen ist wiederum nur eine erdichtete Person. – S. 30 erzählt uns Becker: Auf dem Kriegszuge gegen Cauen 1361 habe der Hofkaplan Vincenz den Hochmeister selbst begleitet und „eine stattliche Panegyris darüber hinterlassen.“ Wohlan, hat Vincenz glückliche Augen und gute Ohren gehabt und dabei seinem Quellenforscher Becker genau berichtet, so muß hier in des letztern Beschreibung des Zuges alles aufs Haar wahr und unumstößlich seyn! – Und doch wie werden wir wiederum belogen und getäuscht! Am zweiten April 1361, zog nach Becker die Litthauische Streitmacht auf die Ebene von Kauen; dort wird eine große Schlacht geliefert, die der Verfasser buntfarbig ausmalt, und „der erste Held der Litthauischen Armee, Keistut, muß sich mit einem Häuflein Reiterei an den Ritter Hekerbeg ergeben und wird gefangen nach Marienburg gebracht.“ – Allein näher beleuchtet: warum weiß Herr Becker denn nicht, daß der Sonntag Judica (Schütz p. 75) im J. 1361 nicht der zweite April, sondern der vierzehnte März war? Warum sagt ihm sein Vincenz nicht, daß das Ordensheer keineswegs nach Kauen, sondern hinab nach Lötzen