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auch Kombüse (Küche) und Schlafraum für beide Insassen des Delphins war, den Morgenimbiß zubereitet hatte, weckte er den Chemiker, der sofort dem Beispiele Heinrichs folgte, sich entkleidete und fünf Minuten um den Delphin herumschwamm. Erfrischt und bester Laune setzte er hierauf ohne Zögern die beiden Motoren des Bootes in Gang und steuerte in das offene Meer hinaus, wo er, sich stets am rechten Ufer, also an der afrikanischen Küste, haltend, mit voller Maschinenkraft gen Süden fuhr.

Der Tag verging, ohne daß man irgend ein größeres Fahrzeug in Sicht bekam. Nur schwerfällige Küstenfahrer, zumeist mit Negern oder Arabern bemannt, kreuzten den Kurs des pfeilschnell dahinjagenden kleinen Tauchbootes. Gegen Abend befand sich der Delphin bereits mitten unter den zahlreichen Dahlak-Inseln, zwischen denen er sich mit unverminderter Geschwindigkeit hindurchwand, um keinen Umweg zu machen. Dem Chemiker lag daran, so schnell wie möglich nach den unwirtlichen Gestaden der Heard-Insel zu gelangen, wo die unglücklichen Opfer des verbrecherischen Steuermanns vielleicht noch immer schmachteten, falls eben nicht der Erlöser Tod sie bereits hinweggerafft hatte.

Auch nach Passieren der Dahlak-Gruppe tauchten immer wieder hie und da im Lichte des früh erschienenen Vollmondes einzelne Eilande auf, die meisten davon nichts als kahle Sandmassen, unfruchtbar und unbewohnt. Erst gegen Mitternacht erklärte der Chemiker dann, man könne mit dieser Tagesleistung zufrieden sein und irgendwo an geschützter Stelle vor Anker gehen.

Da gerade jetzt abermals eine vereinzelte Insel gesichtet wurde, ließ Seiffert den Delphin mit halber Kraft dicht unter Land gehen und sodann in die Ausbuchtung einer schmalen Halbinsel einlaufen, vor der sich eine Sandbank hinzog, so daß Schiffe mit größerem Tiefgang diesen Ort nicht aufsuchen konnten. Man war hier also vor einer Überraschung vom Meere aus ganz sicher, nicht minder auch von der Landseite,

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W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)