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Scheinwerfer das durch ein so einfaches Manöver ihnen entschlüpfte Boot wieder gefunden hatten.

Im Schutze des Frachtdampfers wurden dann die Wasserballasttanks des Delphins so weit vollgeflutet, daß der Turm nur noch halb über die Oberfläche hinausragte. So schlich das U-Boot nun vorsichtig näher an das Ufer heran und folgte diesem mit halber Fahrt, um nicht etwa auf Grund zu geraten, obwohl für ein Fahrzeug von so geringem Tiefgang etwas derartiges kaum zu befürchten war.

Die Scheinwerfer der Kreuzer suchten indessen weiter die eigentliche Rinne des Kanals ab, die durch stetes Ausbaggern vor dem Versanden geschützt wird, eine ebenso kostspielige wie notwendige Maßregel, die durch den sandigen Grund der berühmten Wasserstraße bedingt ist.

Bereits zehn Minuten später ließ der Chemiker den Delphin wieder bis zu der früheren Bordhöhe auftauchen und gestattete auch seinem jungen Gefährten, abermals den Platz auf dem Turm einzunehmen.

Ohne weitere Zwischenfälle gelangte das kleine Boot gegen ein Uhr nachts in das offene Meer und ging dann in einer von Sanddünen eingeschlossenen, engen Bucht vor Anker. Da zu dieser Jahreszeit die Hitze im Roten Meere selbst nachts sehr groß ist, bereiteten die beiden Gefährten sich auf dem Deck des bis zu seiner Höchstgrenze aufgetauchten Delphins ihre Lagerstätten, während noch in der Ferne das über Suez niedergegangene Gewitter mit dumpfem Grollen sich bemerkbar machte.

Während der Chemiker und Heinrich Wend sich der wohlverdienten Ruhe hingeben, wollen wir unseren jungen Lesern in wenigen Worten über deren Person und deren Reiseziel das Nötigste mitteilen.

Werner Seiffert hatte in der ostdeutschen Hafenstadt Heilmünde nach langen Versuchen seinen Delphin ganz im geheimen vollendet und fand sofort Gelegenheit, die Seetüchtigkeit seines Bootes durch eine längere Fahrt zu erproben. Sein kleiner Freund, der als Waise bei einem Onkel, einem früheren Seemann,

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W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)