Seite:Auf dunklem Pfade.pdf/31

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

verdient hätte; haderten aber doch nicht mit dem Geschick, blieben ganze Männer auch in dieser Stunde, auch angesichts eines Todes, dessen Schrecken sie, wie sie schon vereinbart, durch eine Kugel selbst abkürzen wollten.

Da hob Kräwel lauschend den Kopf. Auch der Chemiker war aufmerksam geworden, schaute den Freund fragend an.

„Das klang doch wie ein Schrei,“ meinte der Ingenieur. „Der Tunnel führt den Schall ja sehr weit fort. Es kann nur Heinrich gewesen sein, der –“ Er verstummte.

Abermals warfen die Wände des Felsenganges deutlich einen lauten Ruf zurück, der fast wie ein freudiges Hallo! sich anhörte.

Die beiden Männer sprangen auf. In ihren Gesichtern prägte sich die Spannung aus, die sie jetzt beherrschte. Sie sagten sich sehr richtig, daß Heinrich da vorn irgend etwas gefunden haben müsse, das ihn zur Rückkehr veranlaßt hatte.

Dann nahm Seiffert die brennende Laterne. „Komm.“ forderte er Kräwel auf. „Gehen wir Heinrich entgegen. So töricht es vielleicht auch sein mag: Etwas wie Hoffnung ist in mir erwacht –“

Sie eilten vorwärts. Da – abermals ein Ruf, jetzt deutlich zu verstehen: „Hallo, Herr Seiffert, – ich bringe Rettung – Rettung!“

In der Ferne blitzte ein Licht auf – die Laterne des Knaben, der sich den Männern in hastigem Trab näherte. Dann gab’s ein wirres Fragen und Antworten, dann falteten die drei Einsamen, getrieben von demselben hehren Dankgefühl, die Hände, blieben eine Weile stumm.

Und eine Stunde darauf finden wir sie vor der glückverheißenden Tafel, deren Aufschrift lautete:

„In der Annahme, daß vielleicht noch andere denselben Weg gehen werden, den wir beide, zuletzt unter furchtbaren Hungerqualen, zurückgelegt haben, und daß ihnen genau wie uns infolge Mangels an Lebensmitteln

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)