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U-Boot trotz seiner geringen Bordhöhe erkennen zu lassen. Aber niemand von den Kanalbeamten, die um diese Stunde vor Mitternacht noch tätig waren, achtete auf den schwarzen Schatten, der lautlos mit einer überraschenden Schnelligkeit dahinglitt, hinter sich einen Schwalg nachziehend, der zuweilen sogar die Rückseite des runden Turmes umplätscherte.

Das Lichtmeer der Hafenanlagen von Suez löste sich in einzelne Reihen von leuchtenden Punkten auf, deutete an, wo die Lagerschuppen der großen Handelsfirmen und die Baulichkeiten der Kanalverwaltung sich befanden. Dann tauchten vor dem kleinen U-Boote halb rechts mehrere niedrige riesige Schiffskolosse auf, denen der Kundige schon von weitem die Kriegsfahrzeuge ansah. Es waren fünf große Kreuzer der englischen Auslandsflotte, die nach mehrjährigem Dienst im Indischen Ozean auf der Heimreise begriffen waren.

Seit gestern abend hatte man die Zahl der Wachen auf den Kreuzern verdoppelt und besonders für die Nacht Leute bestimmt, die vorzügliche Augen besaßen. Die Veranlassung zu dieser im Frieden recht ungewöhnlichen Maßnahme war ein Funkspruch gewesen, den ein im Mittelmeer stationierter Torpedojäger, der „Lord Wawerley“, auch den fünf Kreuzern übermittelt hatte: „Vor einer Stunde wurde etwa 100 Seemeilen nördlich von Alexandria ein etwa 12 Meter langes U-Boot gesichtet und angerufen, das, als es keine Flagge zeigte, durch einen vor den Bug gefeuerten scharfen Schuß zum Stoppen aufgefordert wurde, diesem Befehl jedoch nicht nachkam, sondern mit verblüffender Geschwindigkeit über Wasser nach Osten jagte. Die Verfolgung mußte sehr bald aufgegeben werden. Das auf das Boot abgegebene Artilleriefeuer hatte lediglich den Erfolg, daß die Besatzung vom Turm aus zum Hohn offenbar eine rote Flagge schwenkte. Da wir angewiesen sind, die Entwicklung der U-Bootwaffe bei den fremden Marinen auf das sorgfältigste im Auge zu behalten und kein Mittel zu scheuen, uns über Fortschritte auf diesem Gebiet zu

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W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)