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Die Lebensmittel reichten jetzt bei äußerster Streckung gerade noch für zehn Tage. Dann –

Und dieses „Dann!“, dieses Verhängnis, das stündlich näher rückte, besprachen Seiffert und der Ingenieur eines Nachts, während Heinrich bereits den festen, sorglosen Schlaf der Jugend schlief.

„Wir müssen elend umkommen, müssen!“ meinte der Chemiker dumpf. „Selbst wenn der Tunnel jetzt an die Oberwelt führen sollte, würde uns das nichts nützen. Wir würden uns dann im ewigen Schnee und Eis der antarktischen Zone befinden, würden nichts haben, den Hunger zu stillen, würden bei der für das Klima dort ganz ungenügenden Pelzkleidung auch sehr bald erfrieren.“

„Leider – Du hast nur zu sehr recht,“ erwiderte Kräwel ernst. „Verschweigen wir dies aber dem Jungen, der mir längst ebenso ans Herz gewachsen ist wie Dir! Und – wie wär’s, wenn wir ohne sein Wissen unsere Ration knapper bemessen würden, damit er länger bei Kräften bleibt und vielleicht – vielleicht sich doch noch retten kann, obwohl die Aussicht dazu ja mehr als gering ist.“ Er schwieg und fuhr dann trübe fort: „Aus meinen Plänen, auf meinem Wohltätertraum, den ich mit Hilfe meiner Diamantenschätze verwirklichen wollte, wird nun nichts werden – nichts! Wer weiß, wem der Milliardensegen, der im Vorschiff des Delphins aufgespeichert liegt, nun in den Schoß fällt!“

Und weiter unterhielten sie sich in leisem Flüsterton, ganz ergeben in ihr Schicksal und nur von Trauer darüber erfüllt, daß ihr junger Freund dieses Schicksal mit ihnen teilen sollte.

Sie führten ihr Vorhaben auch wirklich aus und legten insbesondere Dauerzwiebacke, Fleischkonserven und anderes, was sie sich nur am Munde absparen konnten, heimlich in eine leere Kiste. Heinrich merkte nichts von diesem frommen Betrug, da er mit seinen Gedanken stets anderswo war – bei dem Bruder, den er bestimmt bald wiederzusehen hoffte. Seine Lieblingsbeschäftigung war jetzt, sobald man für die

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W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)