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Laterne vorüberging, deren Licht gelblichtrüb über dem Eingang des Gasthofs schimmerte.

Er trat ins Haustor und fragte für alle Fälle nochmals, ob nicht eine Depesche für ihn gekommen sei. Der Wirt klärte ihn auf, daß es in diesem kleinen Orte von sieben Uhr abends bis sieben Uhr früh keinen Telegraphendienst gäbe. Nun kam Robert auf seine erste Vermutung zurück, daß Paula den Zug versäumt haben könne; und so durfte er noch immer mit der Möglichkeit ihres Eintreffens um zwei Uhr nachts rechnen.

Er suchte sein Zimmer auf und legte sich unausgekleidet aufs Bett. Eine Stunde wollte er ruhen, denn Mitternacht war vorüber, und sich dann wieder an den Bahnhof begeben. Er löschte das Licht nicht aus und starrte von seinem Bett aus durch das gegenüberliegende Fenster in die Nacht. Er sah nur den Himmel und eine einsame Felsenspitze, über der ein Stern schimmerte. Vom Kirchturm schlug es halb eins, und die Klänge tönten lange fort, als wollte die Nacht sie nicht wieder herausgeben; sie wurden lauter, voller und endlich dröhnend wie Orgelklang. In einer riesigen, völlig leeren Kirche wandelte Robert mit Doktor Leinbach umher, und an der Orgel, ungesehen, aber Robert doch bewußt, saß der Pianist aus dem Nachtlokal, während Höhnburg die Register trat und dabei wie ein

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_166.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)