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Und er wußte auch, warum. Seine lächerliche Erzählung von dem eifersüchtigen Amerikaner, sein ganzes Benehmen heute beim Abschied war ihr sonderbar und verdächtig erschienen. Mit der den Frauen eigenen Verstellungskunst hatte sie ihn nichts davon merken lassen, und ihres gegebenen Wortes nicht achtend, in ihrer Erregung hatte sie getan, was sie zuallerletzt hätte tun dürfen, sie war zu Otto geeilt und hatte ihm alles verraten. Ja, so war es. Er konnte nicht daran zweifeln. Paula hatte ihn verraten – und ausgeliefert. Was wird die Folge sein? fragte er sich weiter. Otto hat neue Scheingründe an meine Verrücktheit zu glauben, sein eigener Wahn findet neue Nahrung, und es kostet ihn nicht die geringste Mühe, Paula und jeden beliebigen anderen Menschen von der Berechtigung seines Verdachtes zu überzeugen. Welche Torheit, daß ich Paula aus den Augen gelassen, daß ich sie nicht gleich mit mir genommen habe. Nun steht alles schlimmer als vorher. – Otto weiß, wo ich bin. Er wird mir nachfahren; grade durch meine Flucht hab’ ich ihn auf meine Spur gelockt. Er hält die Stunde für gekommen, in der er verpflichtet ist, sein Wort einzulösen, ich schwebe in der furchtbarsten Gefahr, und das Spiel ist für mich verloren!

Während er all dies erwog, aß und trank er anscheinend in größter Seelenruhe weiter und merkte

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_163.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)