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XVII

An diesem grauumzogenen Dezembertage dunkelte es früh. Kaum war der Zug über die Vorstädte und die kleinen Villenorte hinausgeflogen, so setzte ein leichter, allmählich dichter werdender Schneefall ein, so daß Wald, Hügel, Landstraße und Dächer bald in einem linden, herzberuhigenden Weiß schimmerten. Robert hatte sich Zeitungen gekauft, und allein in seinem Abteil, versenkte er sich in Nachrichten von nah und fern, die ihm so gleichgültig waren, daß er bald über ihnen einschlummerte.

Als er wieder zu sich kam, glitt der Zug durch ein enges Felsental. Der Flockenfall hatte aufgehört, und von dem starren Schnee, der auf den sanfteren Hängen und über dem Nadelholz liegengeblieben war, zeigte der Abend sich wunderbar erhellt. Bald traten die Felsen so eng zusammen, daß das Brausen der Ache aus der Tiefe vielfach verstärkt heraufdrang. Dort, wo die Berge zurücktraten, war der blaue Winterhimmel ausgestirnt und weitgespannt zu erschauen. Als der Zug ein paar Minuten in einer Station hielt, öffnete Robert das Fenster. Die Luft war kalt und erfrischend, die Stille tröstlich und gut. Die Seltsamkeit

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_156.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)