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Punkt sechs Uhr fährt unser Zug. Du mußt nicht viel mitnehmen. Um zehn Uhr abends kommen wir in dem Ort an, den ich vorläufig als Zuflucht gewählt habe.“ – „An welchem Ort?“ – „Sei nicht böse, wenn ich ihn nicht nenne. In der Zerstreutheit könntest du dich verraten. Vielleicht ist es auch Aberglaube. Du mußt es mir zugute halten, Paula. Schwör mir nur, daß du zur festgesetzten Stunde auf der Bahn bist, sonst ist alles umsonst. Ohne dich bin ich verloren. Auf jeden Fall. Das ist mein untrügliches Gefühl. Wenn du nicht dort bist, ist alles aus. Und – wenn du nicht allein kommst, auch. Versteh mich gut. – Also du bist auf der Bahn und wirst keiner Menschenseele eine Silbe verraten. Niemandem, Paula, niemandem.“

Er wollte hinzufügen: auch meinem Bruder nicht – aber er ließ es sein. „Also, wirst du dort sein?“ – „Natürlich werde ich dort sein.“ Sie stand vor ihm, totenblaß und mit einem verzerrten Lächeln. Aber er merkte nicht, daß ihre Züge sich so seltsam verändert hatten.

„Nun, so ist alles gut“, sagte er. „Und nun will ich fort, mein Geliebtes.“ – „Schon fort?“ wiederholte sie mit schwankender Stimme. – „Ich habe doch noch allerlei zu besorgen“, meinte er, „wenn es sich auch nur um eine Reise von ein paar Tagen handelt – also du mußt mich entschuldigen.“ Er erhob sich,

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_151.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)