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Auf der Treppe sprach Otto die Erwartung aus, Robert mit seiner Braut recht bald wieder an einem gemütlichen Abend bei sich zu sehen. „Sehr gern“, erwiderte Robert. Aber bei sich dachte er: Ich werde mich wohl hüten. Wozu? Um mich wieder von einem sogenannten Fachmann beobachten zulassen? – „Und ihr werdet hoffentlich auch einmal bei uns zusammen musizieren“, sagte Otto. „Deine Braut soll ja so schön Geige spielen.“ Aus dem Wagen noch nickte er dem Bruder einen Gruß zu, den dieser mit einem heiteren Lächeln erwiderte.

Es ist die höchste Zeit, Vorkehrungen zu treffen, dachte Robert im Weitergehen. Er ist der berühmte Arzt, niemand wird an der Richtigkeit seiner Diagnose zweifeln. Bis die Wahrheit an den Tag kommt, ist es zu spät. Indes kann ich im Irrenhaus längst wirklich verrückt geworden sein. Ob es nicht das klügste wäre, für einige Zeit aus Ottos Gesichtskreis zu entschwinden? Es wäre nicht undenkbar, daß sich dann sein Wahn gewissermaßen von mir loslöste, sich auf etwas anderes einstellte. Ich selbst habe ja mit mir Ähnliches erlebt, als ich noch an meinen Zwangsvorstellungen litt. Aus den Augen, aus dem Sinn – aus den Augen, aus dem Wahnsinn, könnte man vielleicht sagen. Aber ich werde nicht allein wegfahren, nein, ich werde Paula mit mir nehmen. Wird sie bereit sein? Gewiß! Sie ist zu allem

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_136.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)