Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 130.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Da habe ich nun unter andern auch Briefe von unserem gemeinsamen, längst verstorbenen Freund Höhnburg gefunden.“ Otto nickte zum Zeichen, daß er sich erinnere. „Und bei dieser Gelegenheit“, fuhr Robert fort, „ist mir eingefallen, daß du dich noch im Besitz eines etwas lächerlichen Schriftstückes von mir befinden dürftest, das ich gern wieder haben möchte.“

„Ein lächerliches Schriftstück?“ Otto sah ihn befremdet an.

„Solltest du dich nicht erinnern“, sagte Robert; und etwas zu geschwind, wie er selbst fühlte, entfuhr ihm das erklärende Wort: „Mein Todesurteil.“ Und er lachte zugleich.

„Dein Todesurteil?“ wiederholte Otto, anscheinend noch immer ohne zu verstehen. Aber gleich darauf verriet ein kurzes Aufblitzen in seinen Augen, daß er verstanden hatte.

„Du erinnerst dich also“, fiel Robert so hastig ein, als hätte er den Bruder ertappt, und er lachte wieder.

Otto verzog die Miene in seiner spöttischen Art. „Ich kann allerdings keine Garantie übernehmen, daß sich dieses Schriftstück noch in meinem Besitz befindet, denn ich habe die Gewohnheit, alle paar Jahre unter dem Zeug, das sich so im Laufe der Zeit ansammelt, aufzuräumen; und es wäre nicht unmöglich, daß auch dein Brief von damals, wie allerlei

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_130.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)