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der mutmaßlichen Ursache seines steigenden Unbehagens. Der Abend war ungetrübt verlaufen. Robert und Paula als erklärtes Brautpaar hatten von allen Seiten unfeierlich-warme Glückwünsche entgegengenommen; es war ein wenig musiziert worden, endlich, bei Kaffee und Zigarre, hatte man in zwanglos-wechselnden Gruppen geplaudert. Ein engerer Fachkollege Ottos hatte Robert in ein anscheinend harmloses Gespräch gezogen, und dieser erinnerte sich, daß er dem Professor in irgendeinem Augenblick für dessen Zigarre Feuer gegeben und daß ihm bei dieser Gelegenheit das Streichhölzchen aus der Hand geglitten war. Offenbar hatte seine Hand ein wenig gezittert. Nun wurde ihm auch der eigentümliche, prüfende Blick gegenwärtig, den der Professor bei diesem Anlaß auf ihn gerichtet hatte. Robert war sich auch bewußt, sehr rasch geredet und sich ein paarmal versprochen zu haben, wie es ihm nach zwei oder drei Glas Wein leicht begegnete. Es war gewiß nicht undenkbar, daß einem ärztlichen Beobachter alle diese Nichtigkeiten und überhaupt eine gewisse Veränderung in seinem Wesen und in seinen Zügen, vor allem die unleugbare, immer noch vorhandene Ungleichheit der Lidspalten, aufgefallen sein konnten. Und er erwog, ob nicht Otto, dem eigenen Scharfblick grade in diesem Falle nicht völlig vertrauend, seinen Kollegen ersucht hatte, Robert unauffällig zu

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_114.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)