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die sein Herz durchtobten. Er stehe für nichts mehr ein, behauptete er, er wisse nicht, wie die Sache enden würde. „Heute nacht, während sie schlafend an meiner Seite lag“, bemerkte er in seiner indiskreten Art, die Robert verabscheute, „war ich so nahe daran, ein Ende zu machen – mit allem – mit ihr und mit mir –, daß ich kaum weiß, was mich schließlich davon abgehalten hat. Es sind Abgründe in uns, Herr Sektionsrat; glauben sie mir, Abgründe.“

„Darin bin ich kein Fachmann“, erwiderte Robert abweisend, „und ich weiß nicht recht, warum Sie grade mir die Ehre erweisen, mich in diese Dinge einzuweihen.“

„Das ist sehr einfach, Herr Sektionsrat. Weil Sie, wie Ihnen auf der Stirne geschrieben steht, ein Mensch sind, der viel erlebt hat und daher manches zu verstehen imstande ist, was andere vielleicht mit Schaudern erfüllen würde.“

„Das ist ein Irrtum, Herr Kahnberg, ich verstehe nicht das geringste von Abgründen. In meiner Seele herrschen höchst geordnete Verhältnisse.“

„Daran zweifelte ich nicht“, erwiderte Kahnberg etwas verletzt.

„Ich habe auch nicht recht begriffen“, fuhr Robert immer gereizter fort, „wie ich zu der Ehre kam, auf der Reise Ihr Drama zu empfangen – mit einer übrigens allzu schmeichelhaften Widmung. Auf diese

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)