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Zweifel hinaus klar, und als er sich verabschiedete, sagte Paulas Händedruck noch deutlicher, als es ihre Worte ausgesprochen hatten: Kommen Sie bald wieder.

Wie ist es nur zu verstehen, fragte er sich auf der Straße, daß ich ihrer in den letzten Tagen mit solcher Gleichgültigkeit gedacht habe, ja, daß sie neulich wie in einer Verkleidung durch meine Gedanken schwebte und ich diesem Maskenbild gradezu feindselig gegenüberstand? Es war wie eine unbewußte Scheu, ja, eine Angst, mich ihr wieder zu nähern; denn tief in mir schlummert offenbar noch die Furcht, daß es ihr als meiner Geliebten, als meiner Frau ebenso ergehen könnte wie anderen, die ich geliebt habe. Wie andern?! – Und er riß sich gleich wieder zurück. Wie ist es ihnen denn ergangen? Ich habe ihnen ja nichts zuleide getan; – darüber besteht nicht der geringste Zweifel mehr. Und doch laufen meine Gedanken immer aufs neue nach dieser Richtung hin, ohne Sinn und Zweck, wie auf ein totes Geleise. Auf ein totes Geleise, wiederholte er. Ja, das ist es. Und das Vergleichswort, das er gefunden hatte, beruhigte ihn beinahe.

Im Kaffeehaus hatte ihn Kahnberg mit Ungeduld erwartet. Der Dichter, der ihn neuerdings zum Vertrauten seiner Liebesschmerzen erwählt hatte, zog ihn in eine stille Ecke und sprach von den Eifersuchtsqualen,

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 099. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_099.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)