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Sympathie entgegen. Seiner Auffassung nach waren sie nicht ganz ohne Schuld an dem schlimmen Verlauf, den die Angelegenheiten des Anwalts im Laufe der letzten Zeit genommen. Und es sei nicht zu verwundern, daß die Tochter, trotz ihrer Anmut, die nun allerdings schon einigermaßen im Verblühen sei, keinen Mann gefunden habe.

Der Wagen hielt vor einem Gartentor. Ein Diener öffnete, Otto trat ein, und Robert wandelte in der stillen Gasse zwischen fast entlaubten Gärten langsam auf und ab. So sehr er sich dagegen wehren wollte, die Bemerkungen Ottos über die Familie Rolf wirkten in ihm nach. Paula, gestern noch der Inbegriff seiner neuen Lebenshoffnungen, war ihm sonderbar entrückt; als er sich ihr Bild ins Gedächtnis zurückzurufen suchte, erschien es ihm als das einer nicht mehr ganz jungen, fanierten Person, in unordentlichem Morgenanzug, deren Züge denen der armen Klavierlehrerin glichen; und er spürte einen dumpfen Groll gegen sie in sich aufsteigen. Er verübelte ihr, daß sie sich um ihren Vater nicht genug gekümmert hatte, daß sie in einen alten Musiker verliebt gewesen war, daß sie Zigaretten rauchte, und besonders, daß sie vom Semmering abgereist war, ohne ein Wort der Aufklärung für ihn zurückzulassen. Dabei war er sich völlig klar über das Ungerechte, ja, Unsinnige all dieser Beschuldigungen, die er sehr

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 086. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_086.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)