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ein anderer umgebracht. Der Amerikaner hat es getan. – Sie verwickeln sich in Widersprüche, Angeklagter. Haben Sie uns nicht selbst erzählt, daß dieser Amerikaner sich um Ihre Geliebte bewarb und daß Sie mit ihr in den Wald spazierten, während der Amerikaner im Hotel zurückblieb? Sie erzählten uns ferner, daß das Klavierspiel Ihrer Gattin Sie zur Verzweiflung brachte und daß Sie sich längst mit Mordgedanken getragen hatten. – Ich habe nichts erzählt, man legt mir Dinge in den Mund, die ich nie gesagt habe. Ich bin unschuldig. Ich kann keiner Fliege ein Haar krümmen. – Ein dröhnendes Lachen geht durch das ganze Auditorium, daß alle Fenster klirren. Ich bitte um Ruhe, schreit der Richter, hier ist kein Theater. Ich werde den Saal räumen lassen.

Robert, der ununterbrochen im Zimmer hin und her gelaufen war, blieb stehen, sah rings um sich, und wie es ihm meistens geschah, grade, wenn die Flucht seiner Gedanken sich ins Abgeschmackt-Unsinnige verloren hatte, kam er jählings zur Besinnung. Er sagte sich, daß die Abreise der Damen unmöglich in irgendeiner Beziehung zu seiner Anwesenheit hier oben stehen könne. Er wußte, daß er weder schuldig, noch irgendeinem Menschen auf der Welt verdächtig war. Seine Nerven waren noch immer nicht in Ordnung, das war alles. Keineswegs aber war Paula das Geschöpf, auf ein unklares, verleumderisches Telegramm

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 074. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_074.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)